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Musik & Virales Marketing


Eigene Musik im Netz vermarkten. Interview mit Marketingexperte Gorden Wubbe von TrackbyTrack.


Interview zu selbstgemachter Musik im Netz und viralem Marketing ©

Selbsgemachte Inhalte machen einen großen Teil der Internetkultur aus. Unmengen von kreativer Musik kann man kostenlos und legal herunterladen oder online hören. Da sind richtige Perlen dabei, die vielleicht niemals den kommerziellen Erfolg haben werden, den sie verdient hätten. Die Konkurrenz ist einfach zu groß.

Doch es kann auch ganz anders ausgehen, wie der Erfolg von Band wie den Arctic Monkeys zeigt. Diese sind durch MySpace maßgeblich gehyped und berühmt geworden. Letztlich ist der kommerzielle Erfolg natürlich nicht alles. Vielmehr steht der Kontakt zu anderen Musikern und Communities im Vordergrund.
Und wenn man doch was mit seiner musikalischen Kreativität verdienen möchte, dann gibt es StartUps wie TrackbyTrack. Wir wollten ein wenig mehr zur Idee hinter TrackbyTrack und der Sache mit dem viralen Marketing erfahren.

Sobald der offizielle WeHype Soundtrack ausgereift ist, stellen wir den ins Netz und werden überhäuft mit Anfragen zu Plattenverträgen ... ähem, kommen wir zum Interview mit Gorden Wubbe von Track by Track.

WeHype: Hi Gorden, Du bist der head of viral marketing bei track by track, einem modernen Musikbusinessportal. Worum geht es da genau?

Gorden: Hallo Christian, schön dass wir miteinander plaudern nachdem ich Deinen interessanten Ansätzen bereits in Berlin auf dem CC08 folgen konnte.

Ja, Head of viral marketing steht vor allem bei meinem Jobtitel im Xing, weil man es dort auf den Punkt bringen sollte. Im Prinzip bin ich für das komplette Marketing zuständig, allerdings wird das bei uns im Sinne von Werbung gesehen und daher war es mir wichtig, das nach außen darzustellen. Denn wir müssen als kleines Startup sicherlich andere Wege gehen als große Konzerne.
Bei unserem Musikbusinessportal bieten wir Künstlern, Bands und Labels an ihre Musik zu vertreiben, d.h. wenn eine Band ihre Musik bei iTunes oder Musicload verkaufen möchte, kommt sie zu uns. Zu dem bieten wir zahlreiche Tipps und Anregungen zur effektiven Selbstvermarktung, was bei Künstlern eine entscheidender Fakt für den Erfolg darstellt. Sofern Künstler kleine Budgets haben bieten wir zudem einen Marktplatz, dass sich z.B. günstige Tonstudios für das Recorden oder Mastern finden.

WeHype: Sehr wichtig scheint bei euch der faire Umgang mit den Künstlern zu sein. Wie werden die Rechte der Urheber geschützt?
 
Gorden: Also wir haben zum überwiegenden Teil bereits Erfahrungen aus Künstler-, Booker- oder Labelsicht gesammelt, was uns klar macht: Es gibt kein unbegrenztes Kapital bei unabhängigen Musikern. Viele Bands wollen eine einfache Lösung, die keine dauerhaften Kosten, wie z.B. Abos, erzeugt, aber gleichzeitig auch einfach zu händeln ist. Dabei kamen wir auf unsere Geschäftsidee.  Dabei spielt unsere Erfahrung in der Branche eine große Rolle, da wir bemüht sind aufzuklären: Wie komme ich ins Radio, wie verkaufe ich mehr und was ist mit meinen Rechten? – Zu den Rechten: Man ist in Deutschland als Musiker immer ganz gut geschützt. Plagiate gibt es trotzdem immer wieder, aber das ist nicht die Regel. Wenn jemand z.B. über uns vertreibt ist er im Prinzip auf der sicheren Seite, da die Musik veröffentlicht ist und ziemlich genau nachgewiesen werden kann, wer sozusagen als Erster eine Komposition veröffentlicht hat.

WeHype: Wie würdest Du White Hat Management definieren?

Gorden: Zu dieser Frage muss ich sagen, dass ich kein guter „Definator“ bin: Es gibt in der Musikbranche ziemlich viele Tricks und Kniffe, die häufig bis zum letzen ausgenutzt werden, davon versuchen wir generell Abstand zu gewinnen. Die Begriffe „Internet“ und „Musikbusiness“ sind grundsätzlich wenig mit Seriösität behaftet, in Kombination ist das noch schwieriger oder „tefloniger“ auf die Seriösität bezogen– trotz der theoretischen doppelten Verneinung.
Daher bieten wir unseren Vertriebsservice an, zwingen aber niemanden zu uns zu kommen. Wir schließen Kunden der Mitbewerber nicht von nützlichen Dingen aus und versuchen auch niemanden abzuwerben. Alle Taten oder Gedanken kommen zu einem zurück; Daher denke ich an Gesundheit, Erfolg und Glück – und nicht an ...
;-) ich denke ja nicht daran. Das ist für mich White Hat im Management.

WeHype: Das ist gut, positiv zu denken ;) Besonders spannend finde ich auch, wie ihr eure Kunden bekannt macht, welche viralen social marketing Strategien es gibt und welche Erfahrungen ihr dazu sammeln konntet.
Das ist glaube ich ein weiterer Kernaspekt eures Angebotes, oder?

Gorden: Also eines Vorneweg; es gibt unendlich viele virale oder social media marketing Strategien. Für einige Branchen sind bestimmte Strategien ein faux-pas während sie für andere gerade besonders interessant sind. Für Musiker ist es natürlich interessant bei MySpace aufzufallen – Polarisieren ist da mein Lieblingswort. Viele verkennen ja, dass Musik auch ein Produkt ist, MySpace ist meinetwegen ein riesiges Regal. Wenn du in der Mitte des Regals stehst, also meinetwegen viel Traffic auf deine Seite ziehst, muss da irgendwas sein was den Interessierten (vormals Traffic) dazu bewegt ein „Fan“ zu werden. Natürlich der Kern ist die grundsätzliche Affinität zur Musikrichtung, aber wenn da nichts hängenbleibt vom Layout o.ä. ist es halt eher schlecht gelaufen. Da ist eigentlich unser Ansatz von einer Strategie, dass es erst was bringt „Wellen“ zu schlagen, wenn es auch ein „Hafencafé“ gibt. Es muss kein Palast sein, aber etwas mit Charme sollte es mindestens ausgestattet sein. Sonst ist jede Kampagne vergeudete Liebesmühe.

WeHype: Das aufwändigste Marketing scheitert irgendwann, wenn das Produkt oder die Präsentation nix taugt ;)  

Gorden: Ja, um erfolgreiche virale Effekte zu erzielen, ist also ein Köder notwendig, wie ihn Agenturen vormachen z.B. dieser Hammerwerfer von Obi – Superidee. Es gibt Musiker die haben auch YouTubeVideos gemacht, die besonders kreativ sind – z.B. bei unserem „Merry Bunny Contest“ gab es ein komplett anminiertes Video, was sehr erfolgreich war zur Weihnachtszeit. Darin verfolgen Schoko-Weihnachstmänner Schoko-Osterhasen bis zum Schmelzen. Es gibt einen anderen Künstler der läuft immer mit einem Helm rum, Elektro Willi oder so – Solche Sachen sind genial, genau wie Alexander Marcus. Das sind Dinge die gehen nicht von heute auf Morgen, aber wer da am Ball bleibt und weiß was er tut kann durchaus erfolgreich sein im Musikgeschäft. Sofern dann auch anständige Konzerte gespielt werden, die dann wirklich zu dynamischen Entwicklungen führen, die das Internet (noch) nicht allein Leisten kann. Das wäre auch abschließend meine beste Erfahrung zum Weitergeben: Ganz selten wird eine eindimensionale Kampagne zur vollständigen Entfaltung des Erfolgs führen. Es ist ein Teil vom Marketing-Mix und das ist eben ein Mix und keine One-Media-Show.

WeHype: Genau hier wird die Macht eines sozialen Netzes interessant. Aber nicht jeder kann diese auch richtig nutzen, oder?
 
Gorden: Mittlerweile versuchen die unterschiedlichsten Firmen auf social networks eine Form des Marketings zu betreiben. Wie vielversprechend ist der Ansatz noch, wenn zuviele ihn nutzen und eine virale Kampagne schon verdammt gut sein, damit sie noch jemanden begeistern kann. Die Messlatte ist recht hoch. Wie stehen Aufwand und Ergebnis bei eurer Strategie im Verhältnis?

WeHype: Bei uns? Wir machen eigentlich so gut wie gar kein Marketing. Wir haben im letzten Jahr mal versucht eine Blogparade zum Thema Hype zu starten und schnell gemerkt, dass wir viel zu marketingmäßig rüberkamen. Dennoch waren ein paar Reaktionen sehr interessant. Robert Basic war z.B. sehr angetan und aufgeschlossen, ein anderer Blogger war hingegen recht erbost über unsere ungefragte Mail. Andere haben sich gar nicht gemeldet. Also viral war die Sache nicht. Jetzt lassen wir uns eher im Netz von den Wellen aktueller Hypes treiben und schauen was passiert. Es ist spannend zu sehen, wer welche Hypes mag und wer nicht. Wir finden es sehr sinnvoll, über Medien und Hypes zu diskutieren. Wie wichtig das für die Menschen da draußen ist, wird sich noch zeigen. Ich lerne durch WeHype immer wieder neue Hypes kennen, die auch gute Gesprächsthemen im Job und auf Parties abgeben. Habe auch über die Hypethematik viele interessante Menschen und Meinungen kennengelernt. Auf Twitter wird auch regelmäßig über Hypes diskutiert. Wir haben Tweets zu Hypethemen direkt bei uns integriert und die Twitter API an vielen Stellen eingebunden. Die große Frage bei WeHype ist, warum etwas eigentlich zum Hype wird und wurde und wie kommerziell ein Hype ist. Welche Hypes mag man, welche nerven? Was ist viral und was nicht...   

Gorden: Also ich denke man muss unterscheiden zwischen bestimmten Formen der Viralität, die leider immer wieder durcheinander gewürfelt werden. Eine virale Kampagne kann z.B. ein Video auf YouTube sein, sie kann aber auch einfach ein besonderes Angebot sein ohne Video, sie kann einfach nur auf Mund-zu-Mund beruhen ohne, dass irgendwas besonders „inszeniert“ wird. Wenn ich zwei Leuten von XY erzähle und sie es weitererzählen an wiederum 2 Leute, kommen wir nach einer langen Verkettung schon auf beachtliche Zahlen von erreichten Menschen. Das muss auch nicht „gut“ sein. Grundsätzlich gesehen. Sicherlich ist ein geniales Video mit diversen Seedingstrategien, wie Reviews auf Blogs und anderen Formen des Empfehlungsmarketings weitaus wahrscheinlicher auf dem „Schulhof“
als eine „Webcam“-Produktion von einem Gangster-Rapper. Allerdings kann- und Betonung  liegt auf „kann“ - auch eine total undurchdachte Geschichte boomen.

WeHype: Der Reiz des Schlechten. Das ist wie im Fernsehen mit DSDS. Viele Menschen freuen sich, wenn sie sich über andere erheben können, selbst wenn die anderen nur parasozial, also in nicht-interaktiven Medien erlebt werden. Oder man bewundert den Mut, die Naivität. Alexander Marcus hat ja, so wie auch Deichkind viele Fans, die trashig verkleidet zu den Auftritten kommen. Trash ist auch eine Erlösung von diesem Perfektionismuszwang in unserer Welt. YouTube Poop hat sich mit dem Trashfaktor ja einen Namen gemacht. Aber nochmal zum Viralen. Der Begriff kommt ja nicht von ungefähr. Warum wird nur manches viral?

Gorden: Um es in einem Bild zu formulieren; ein Virus sitzt auf einer Türklinke im Keller eines Gebäudes wo nur der Hausmeister rumturnt. Wenn der Hausmeister krank wird, wird die ganze Belegschaft infiziert, weil er meinetwegen die Brötchen schmiert; Das Virus wird Erfolg haben.Wenn schon jemand Viren fein säuberlich auf jeden Arbeitsplatz geschmiert hat, kann es sein, dass die Putzfrau noch mal mit Sagrotan rübergeht, das Virus stirbt und alle gesund bleiben.
Wenn man immer eine Mischkalkulation aus drei „infizierten“ Sitzplätzen und einer Kellertürklinke fährt steht der Aufwand und das Ergebnis immer in einem sinnvollen Verhältnis. Trotzdem entscheidet immer noch ein Quentchen Glück.

WeHype: Glück bzw. der brötchen-schmierenden Hausmeister. Weil man die komplexen Zusammenhänge nicht perfekt vorherbestimmen kann.

Gorden: Ich glaube daraus entsteht überhaupt auch erst der Zwang für Internetwerbung, alles zu „tracken“. Wenn ein Unternehmen alles auf die „Sagrotan“-Nummer setzt wäre es besser gewesen 3 langweilige Anzeigen zu schalten. Wenn das glatt läuft haben sie sich 9 Anzeigen gespart. Wer gesund spielt und auf Try&Error setzt kann nicht viel in den Sand setzen. Und es gibt doch diese „Aktivitätsleitern“ wo 53% der dt. User eher Spectators sind, wogegen bei den Amerikaner viel mehr kreativ produziert wird. Bis wir den Punkt erreichen, die USA eingeholt zu haben: contents für das Internet zu produzieren, können wir noch kräftig die dafür Werbetrommel rühren. Die Zeiten von Michael Jackson´s Thriller sind vorbei, der große Kuchen in der Musikindustrie abgefrühstückt, aber manche Plätzchen schmecken lecker. Besonders Selbstgemachte!

WeHYpe: Und viele selbstgemachte Leckerbissen findet man auf Musikseiten wie TrackbyTrack. Vielen Dank für das spannende Gespräch über virales Marketing. Weiterhin viel Erfolg mit eurem Startup.
Jetzt muss ich schnell zurück ins Tonstudio, um den WeHype-Soundtrack weiter zu bringen ;)

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Kommentare

 
 
matthias

22.03.2009 17:56:26 matthias:
cool - der erste Artikel!
- - -
Lebe glücklich lebe froh, trinke Rum nur aus Stroh.
matthiass letzter Hype: Harlem Shake
Zuletzt editiert: 22.06.2009 16:06:13

Guter Beitrag! So ein Mist! Kommentar melden!

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